Sohn der Maßlosigkeit part II
Bist du etwa schon müde?“, zog mich die unheimliche Stimme Mathews dicht an meinem Ohr auf. Ich blinzelte ihn amüsiert aus einem Auge an: „Nein, gebt mir mehr!“
„Darum musst du mich nicht einmal bitten“, höhnte Mathew rau und es waren vier Finger. Ich keuchte vor Vorfreude. Dennoch konnte ich mir nicht verkneifen: „Das war keine Bitte!“
„Was dann?“, wollte Mathew wissen.
„Ein Befehl“, grinste ich eigen. Mathew lachte verblüfft: „Gut, wenn du es so willst.“
Damit waren seine Finger verschwunden. Ich wollte mich schon beschweren, als ich etwas anderes an meinem Anus spürte. Heiß und hart drang sein Geschlecht in mich ein. Ich ächzte erregt und bebte am ganzen Körper. Seine Hände pressten sich mein Becken entgegen, als er mich nicht grob aber auch nicht besonders sanft aufspießte. Als er weiter vordrang und wieder diesen Punkt in mir berührte schnappte ich verzagt mit Luft. Mühsam stützte ich mich auf meine Hände, um mich ihm noch weiter entgegen zu drängen. Meine Erregung wuchs ins Unermessliche.
„Ihr…“ keuchte ich fassungslos „Ihr seid ganz in mir.“
„Nein“, spottete Mathew und drängte noch tiefer. Es tat schon etwas weh, doch es war ein erregender Schmerz. Er füllte mich vollkommen aus.
„Jetzt“, keuchte er heiser „Jetzt bin ich ganz drin. Dein kleiner Körper ist so verdorben. Er zieht mich immer tiefer.“
„Es fühlt sich gut an“, stöhnte ich hingerissen „Bleibt so.“
„Nein“, lehnte Mathew ab und zog sich zurück „Ich weiß etwas Besseres. Ich will dein Gesicht sehen, wenn du um Erbarmen bettelst.“
Ehe ich mich versah, hatte er mich auf den Rücken gedreht und hielt sich mein Becken erneut entgegen. Diesmal sah ich sein großes Geschlecht und wie es langsam in mir versank. Ich röchelte hingerissen als ich seine Härte in mir spürte und wie sie mich dehnte und mich reizte. Meine Beine legte er sich nun einfach auf die breiten Schulten. Mit einem Ruck stieß er noch tiefer. Ich japste nur noch und kam erneut. Der Samen traf mich ins Gesicht, doch in meiner Ekstase bemerkte ich es nicht.
Mathews dunkle Augen funkelten mich fasziniert an: „Du kannst doch nicht schon wieder gekommen sein?“
„Doch…“ seufzte ich befriedigt. Mathew lächelte böse: „Entspann dich lieber. Du bist jetzt zu eng… Ich bin noch nicht fertig mit dir.“
Und er begann in mich zu stoßen. Zunächst noch recht gemächlich. Er schien es zu genießen. Im ersten Moment war ich noch zu erschlagen, um es wieder genießen zu können, doch schon bald rissen mich meine Empfindungen von dort unten wieder in ihren Bann. Hemmungslos begann ich zu stöhnen, wenn er mich günstig berührte. Er lachte unheimlich und steigerte das Tempo. Lange hielt ich auch dieses Mal nicht stand. Doch als ich mich ergoss, verzog auch er hingerissen das Gesicht und ich spürte seinen Saft in mich spritzen. Er zuckte genüsslich und ließ sich dann ermattet neben mich fallen. Zutraulich geworden durch die Wonnen, die er in mir ausgelöst hatte, schmiegte ich mich an ihn. Außerdem hatte ich noch lange nicht genug. Ich wusste zwar noch nicht, ob ich mich noch einmal erholte, denn nach jedem Orgasmus hatte ich länger gebraucht, um wieder erregt zu werden, doch ich wollte noch lange nicht aufgeben.
Neugierig ließ ich meine Hand zwischen seine Beine gleiten, um seine jetzige Beschaffenheit zu analysieren. Mathew grunzte leise und zog mich mit einem Mal auf sich. Er sah mich aus leicht verengten Augen an: „Na, immer noch nicht genug, hungriges Kätzchen?“
Ich lächelte bei diesem Kosenamen, der aus seinem Mund so fremd anhörte. Verzaubert strich ich über die feuchten Haare, die in sein Gesicht fielen. Er sah wirklich gar nicht übel aus.
„Nein“, gestand ich.
„Pfff…“ machte der Kaufmann „Was bist du für ein merkwürdiger Junge? Für ein Stück Marzipan überlässt du mir deinen Körper und jetzt kann dein Körper von mir nicht mehr genug bekommen?“
„Es ist besser als Marzipan“, fand ich schlicht und rutschte auf ihm nach hinten. Interessiert spielte ich mit dem großen Geschlecht zwischen seinen Beinen, das noch feucht von unserer letzten Begegnung war. Langsam erwachte es wieder zu Leben. Mathew seufzte: „Gut, also noch einmal. Aber dann musst du auch etwas dafür tun. Setzt dich auf mich.“
„Wie?“, stutzte ich.
„Spreiz deine Beinchen und lass mich in dich“, verlangte Mathew lüstern und half mir seine Worte in die Tat umzusetzen. Ich keuchte als sein harter Penis mich erneut pfählte. Doch ich gewöhnte mich schnell daran. Viel Zeit ließ er mir auch nicht, ehe seine Hände um meine Hüfte mich auf sich zu bewegen begannen. Schon bald bewegte ich mich von allein und schließlich zu meinem größten Entzücken stieß er von unten in mich. Hechelnd krallte ich meine Hand in seine Brust und genoss das Spiel in vollen Zügen. Auch von Mathew kam ein begeistertes Schnauben. Er belegte mich mit rauen Kosenamen und lasterhaften Flüchen. Lange währte es auch diesmal nicht, ehe wir beide unseren Höhepunkt erreichten. Kraftlos brach ich auf ihm zusammen und schmiegte mich bebend an seinen verschwitzen Leib. Er keuchte heftig und knetete mit seinen großen Händen begeistert meinen Hintern.
„Verdammtes Luder. Du bist so schlüpfrig wie eine Nymphe“, stieß er atemlos hervor.
„Noch mal“, hauchte auch ich etwas atemlos, doch ich begann mich schon wieder an ihm zu reiben. Der Kaufmann stöhnte ergeben und rollte sich über mich. Gierig leckte er meinen vergossenen Samen von meiner schmächtigen Brust und wanderte mit seiner Zunge zwischen meine Beine. Er benetzte mich mit ihrem Speichel, bis mein Glied wieder prall gefüllt und erwartungsvoll aufragte.
„Die Jugend ist unersättlich“, kommentierte Mathew spöttisch und drückte meine Beine von Neuen auseinander. Auch er hatte sich erholt und eroberte mein Inneres mit einem ergreifenden Stoß. Ich schrie beglückt auf und drängte ihm hemmungslos entgegen. Von Mathew kam ein begehrliches Auflachen. Schweiß rann über sein Gesicht, als er mich nochmals nahm. Doch plötzlich, ich erreichte durch seine gewaltige Stöße bereits zum sechsten Mal den Orgasmus, brach er röchelnd über mir zusammen. Zuerst fand ich daran nichts merkwürdiges, denn auch ich fühlte mich ermattet. Doch dann merkte ich, dass seine Schwere weiter zunahm. Mühsam schob ich ihn von mir, so dass er auf den Rücken fiel. Seine Augen waren geöffnet und starrten blicklos zur Decke. Stirnrunzelnd tastete ich nach seinem Herzschlag. Er war erloschen. Entrüstet setzte ich mich auf. Er war gestorben?
„Menschen“, knurrte ich enttäuscht „Ich war noch lange nicht satt!“
Damit schob ich mich aus dem Bett. Meine Kleidung anziehend warf ich noch einige böse Blicke auf den Leichnam. Hoffentlich würde er in die Hölle kommen. Dann konnte ich ihn vielleicht finden und zu ewigen Qualen in meine Gemächer verbannen. Mein Vater war immerhin Belzebub.
„Beelzebubs Balg…“, zischte eine heisere Stimme plötzlich hinter mir. Doch als ich mich umdrehte, war dort niemand und auch Master Mathews Körper lag immer noch leblos auf dem breiten Bett. Mich überkam ein Schauer. Die Stimme hatte wie er geklungen, körperlos aber mächtig. Und wenn er meine Gedanken gelesen hatte, war er das: Mächtig. Besser ich erzählte meinem Vater nichts von diesem Ausrutscher. Schnell zog ich mich zu Ende an und eilte in den Palast des Königs zurück.
Die Unruhe blieb aber in meinem Körper und überdeckte sogar meine geweckte Lust. Eigentlich hatte ich nämlich den Trieb die neu erlebten Wonnen auch mit anderen auszuprobieren. Allerdings waren Menschenkörper anscheinend nicht darauf ausgelegt meinen hungrigen Dämonen zu sättigen. Ich war eben maßlos in allem. Aber ich hatte Angst. Nicht nur einmal fragte ich mich, wer Master Mathews Körper wirklich gelenkt hatte. Ein Geist der das längere Zeit und so gut, dass man es nicht merkte, beherrschte, musste wahrhaft mächtig sein. Mindestens ein Erzdämon.
„Was hast du nur getan, kleiner Lix?“, seufzte plötzlich eine tiefe Stimme hinter mir. Ich hatte mich früher von der königlichen Tafel zurückgezogen, um über das Vergangene nachdenken zu können. Nun wirbelte ich erschrocken herum. In meinem Gemach lehnte ein schwarzhäutiger Dämon mit gelben Augen und drei stumpfen Hörnern auf dem Kopf, die von seiner bereits erworbenen Würde zeugten. Sein Name war Leonard, Orgienmeister der Hölle.
„Bruder“, murmelte ich überrascht und machte große Augen. „Was machst du hier? Wenn man dich sieht, werde ich garantiert auffliegen!“
„Dafür ist es zu spät“, erklärte Leonard und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Ich hasste es, wenn er so überheblich tat und ich nicht wusste, weshalb. Die Sache mit dem Kaufmann war noch keine 3 Stunden her. Unmöglich dass sie schon davon erfahren hatten.
„Was meinst du!?“, verlangte ich zu wissen. Ein weiteres Kopfschütteln war meine Antwort. Mit würdevollen Schritten durchmaß er den Raum und packte mich bei den Schultern. Er sah mir in die Augen und wiegte ungeduldig den Kopf: „Sag bloß, du bist dir deiner Schuld noch nicht einmal bewusst, kleiner Bruder. Ich wusste, ich hatte recht, als ich Vater davon abriet dich hier her zu schicken.“
„Meinst du…“ Ich zögerte. Wenn es nicht die Sache mit Mathew betraf, war es äußerst ungeschickt sie zu erwähnen und sie somit noch zu meinen anderen Vergehen hinzuzufügen. Ratlos blickte ich zu Leonard auf. Er würde mir auch nichts sagen. Eher würde er all meine Schwächen zu seinem Vorteil ausnutzen, wie es seine Art war.
„Also, komm schon mit“, durchschaute Leonard meine Verstocktheit. „Vater wird nicht warten wollen. Besser er erfährt möglichst schnell, was du angestellt hast, ehe er sich vor Belphegor verantworten muss.“
„Belphegor“, wiederholte ich den vertrauten Namen. Unsere Häuser standen in einem sehr guten Verhältnis zu einander. Ich konnte mir wirklich nicht erklären, was ich getan haben sollte, um ein Zerwürfnis herbeizurufen.
„Ja, er wird bei der Angelegenheit Recht sprechen“, erhellte mir Leonard vorwurfsvoll. Ich machte ein hilfloses Gesicht: „Sagst du mir endlich, was ich getan habe?“
„Du wirst es Vater beichten müssen, nicht mir“, erklärte Leonard kühl und schon zog er mich mit sich in die Hölle. Er brachte mich gleich in die Hallen meines Vaters und gab mir keine Gelegenheit mich auf dieses Treffen vorzubreiten. Beelzebub saß auf einem bequemen Thronsessel und blickte streng auf mich herab. Ich schluckte und musste unwillkürlich zu Boden sehen.
„Hast du es schon herausgekriegt, Leonard?“ wandte er sich zuerst an seinen Ältesten. Ich hörte keine Antwort, also nahm ich an, dass dieser den Kopf geschüttelt hatte. Mein Vater zischte leise. Dann holte er tief Luft: „Lix Tetrax, mein reizender kleiner Sohn, was habe ich dir gesagt, als ich dich zur Erde sandte?“
„Was genau meinst du?“, stellte ich mich dumm. Ein erbostes Schnaufen ließ mich zur Besinnung kommen. Es war vielleicht nicht die beste Taktik. Ich räusperte mich kleinlaut: „Meinst du, dass es geheim bleiben muss?“
„Ja“, bestätigte mein Vater mit gespielter Geduld. „Genau das. Natürlich. War es so schwer für dich?“
„Ich hab niemanden gesagt, wer ich bin“, entrüstete ich mich bestimmt. „Wollt Ihr mir vielleicht endlich mal sagen, was ich gemacht habe?“
„Du meinst, dir ist nicht bewusst, dass du dich augenscheinlich ausgerechnet dem offenbart hast, dem dein Aufenthalt auf der Erde unter allen Umständen hätte verborgen bleiben müssen?“, formulierte mein Vater seinen Vorwurf in einer Frage. Ich machte ein ratloses Gesicht und blickte zu ihm mit großen Augen auf: „Wem denn? Ich habe wirklich nichts gesagt.“
„Und dir ist auch keine Situation bekannt, in der man von selbst darauf schließen konnte, wer du bist?“, beharrte Beelzebub streng. Ich zögerte und senkte meinen Blick erneut. Nun gab es wohl keinen Ausweg mehr. Wenn ich meinem Vater das Geschehnis verschwieg, würde er es mir nie verzeihen. Also berichtete ich ihm stockend davon. Angefangen von Master Mathews ersten Auftauchen in den Hallen des Königs bis hin zu seinem Tod und der unheimlichen Stimme.
„Marzipan!“, stöhnte mein Vater am Ende meiner Rede leidlich. „Mein Sohn verrät mich für ein Stückchen Marzipan!“
„Ich hab Euch nicht verraten!“, verteidigte ich mich empört. „Ich hab nichts gesagt. Nur gedacht. Woher sollte ich wissen, dass den Mensch so ein mächtiger Geist besessen hat, der auch Gedanken lesen kann“
„Du hast immer noch nicht begriffen, wer der Kaufmann war“, mischte sich mein Bruder distanziert ein, während unser Vater weiter fassungslos auf mich herabstarrte. Ich wandte mich trotzig zu Leonard um. Natürlich hatte ich es noch nicht begriffen. Um alle mächtigen Geschöpfe der Hölle zu kennen, war ich noch viel zu jung. Störrisch schüttelte ich den Kopf.
„Mammon“, klärte mich Leonard vorwurfsvoll auf. „Er betritt die Welt gerne in Gestalt eines Kaufmannes und regelt so dort seine Geschäfte. Du erkennst ihn an seiner von dir so bezeichneten unheimlichen Stimme und seinen schwarzen gierigen Augen. Du hättest einen großen Bogen um ihn machen müssen.“
„Woher sollte ich das wissen?“, ließ ich mir die Schuld nicht zuschieben. „Ihr hättet mich warnen können.“
„Schon gut!“, knirschte mein Vater. „Es ist zu spät. Natürlich war es ein Fehler, dir schon so einen Auftrag zuzutrauen. Du bist eben noch zu klein. Ich wünschte, Malik wäre noch nicht mündig.“
Ich machte ein gekränktes Gesicht. Malik war mein nächst älterer Bruder. Mein Vater hatte bisher immer ihn eingesetzt, wenn er einen Auftrag hatte, von dem keiner der anderen Dämonen erfahren sollte. Doch seit er mündig war, konnte er Malik dafür nicht mehr gebrauchen, denn nun war er den anderen Dämonen bekannt. Ich hasste es, immer der Kleinste unter Beelzebubs Söhnen zu sein.
Master Mathew war also niemand anderes gewesen als der größte Widersacher meines Vaters: Mammon, Dämonenfürst und Gebieter über den Geiz. Der Reichste unter den Höllenfürsten. Ich hatte schon viel von ihm gehört. Natürlich wusste ich auch, dass es einer der beliebtesten Zeitvertreibe meines Vaters war, die Pläne seines Kontrahenten zu durchkreuzen. Zumal sich ihre Ziele meist gegenseitig im Weg standen. Anscheinend war es ihm diesmal aber nicht gelungen. Und das war meine Schuld.
„Und… was hat Belphegor mit der Sache zu tun?“, verstand ich noch nicht ganz. Leonard machte ein ungeduldiges Geräusch, doch dann ließ er sich zu einer Erklärung herab: „Mammon hat Vater bei ihm als obersten Richter der Hölle angeklagt. Der Bote meinte, er tobt vor Wut, über die Schmach die Vater und, nun, wohl auch du über ihn gebracht habt. Wenn Belphegor ihn erhört, bedeutet das eine Strafe für Vater, in besten Fall, muss er dem König bei dem du warst den Pakt wieder auflösen. Im schlimmsten Fall darf Mammon bestimmen, was für eine Gutmachung Vater zu leisten hat.“
„Oh“, machte ich unwohl und blickte kurz zu meinem Vater auf. Der lehnte nachsinnend auf seiner Stuhllehne und betrachtete mich aus Argusaugen. Mich beschlich ein mehr als ungutes Gefühl. Ich setzte eine zerknirschte Miene auf und senkte wieder den Blick: „Es tut mir wirklich leid, Vater.“
„Hm“, machte der nur und winkte ab. „Du hast dich wie mein Sohn verhalten. Deine Gelüste und die Gier danach über alles andere gestellt. Wie sollte ich dir einen Vorwurf machen?“
„Er hat Euch verraten“, erinnerte ihn Leonard melodramatisch. Ein zustimmendes Knurren kam von meinem Vater. Ich schluckte. Doch dann hörte ich ihn zu meinem Erstaunen plötzlich lachen. Verdutzt richtete ich meine Augen wieder auf ihn. Er lachte nur noch schallender.
„Mammons Gesicht hätte ich sehen wollen!“, dröhnte er unter beißendem Gelächter. „Wie sein menschlicher Körper ihm die Dienste versagt, bei der Unersättlichkeit des kleinen Lustknaben des Königs, wofür er unseren Lix ja offensichtlich gehalten hat. Und dann als er begreifen musste, wen er da wirklich in sein Bett geholt hatte! Beelzebubs jüngstes Kind! Er muss sich schwarz geärgert haben.“
Auch Leonard gestattete sich ein frivoles Lächeln. Er strich mir durch die Haare und schüttelte seinen gehörntes Haupt: „Ich hatte gar nicht gedacht, dass der alte nüchterne Mammon sich von einem kleinen Jungen in Versuchung führen lassen würde.“
„Unerfahrenheit kann auch anziehend sein“, fand mein Vater amüsiert. „Ich sollte ihn ebenfalls vor Belphegor anschwärzen, dass er meinen noch lange nicht mündigen Sohn einem so schädlichen Einfluss ausgesetzt hat. Diese Gelüste kommen Jahre zu früh für meinen kleinen Lix Tetrax.“
„Wann ist die Anhörung?“, wollte Leonard wissen.
„Bereits Morgen“, antwortete mein Vater. „Lix geh zu Bett! Du wirst morgen mitkommen müssen. Mammon besteht darauf, dich ebenfalls in dieser Sache zu verhören. Vielleicht lernst du ja etwas daraus.“
Ich fügte mich. Nur zu gerne wollte ich mich jetzt in einen erlösenden Schlaf fallen lassen, um nicht weiter über die aufreibenden Ereignisse nachdenken zu müssen. Ich war etwas überfordert mit der Situation. Mammon, der Bösewicht meiner Ammenmärchen, hatte mich in sein Bett gezogen und diese Dinge mit mir angestellt. Immer noch verlangte ich nach mehr davon. Außerdem hatte ich mir Mammon immer ganz anders vorgestellt. Irgendwie nicht so… Nicht so jedenfalls. Von neuer Unruhe erfasst, konnte ich es gar nicht abwarten ihn wieder zu sehen.
In seiner wahren Gestalt wirkte Mammon noch düsterer. Er hatte ebenso schwarze Haare und Augen, wie auf der Erde, doch nun war auch seine Kleidung kohlrabenschwarz und seine schärferen Gesichtszüge gaben ihm mehr Strenge, nicht zuletzt die etwas zu lange schmale Nase, deren Rücken leicht gebogen war. Er wartete bereits in Belphegors Halle auf uns. Jener bequemte sich erst später hinzu, als mein Vater und sein Kontrahent sich schon eine ganze Weile mit tödlichen Blicken taxiert hatten. Ich hielt mich im Hintergrund und war auch noch nicht weiter beachtet worden.
Schließlich kam Belphegor aus seinen Gemächern geschritten und ließ sich missmutig auf den Richterstuhl fallen. Sein träger Blick wanderte gelassen über die Anwesenden. Nach einer Weile räusperte er sich: „Nun, wir sind zusammen gekommen, um einen Disput zwischen den Häusern des Geizes und der Maßlosigkeit zu klären. Warum überrascht mich das nicht? Also, Mammon, willst du anfangen? Was wirfst du Beelzebub diesmal vor?“
„Er hat gegen ein Abkommen zwischen uns verstoßen, indem er sich in eine Angelegenheit von mir auf der Erde eingemischt hat“, kam Mammon gleich zur Sache. Seine Stimme war ein heiseres Krächzen, unheimlicher noch als die seiner Menschengestalt. Ich zog unwillkürlich die Schultern hoch und musterte ihn gebannt. Er war noch nicht fertig: „Ferner hat er dies durch einen nicht legitimierten Dämonen, seinen jüngsten Sohn, beobachten lassen. Ich bin mir nicht sicher was davon der größere Verstoß ist.“
„Beelzebub“, reichte Belphegor meinem Vater seufzend das Wort weiter.
„Ich habe meinen Sohn, wie er gesagt hat, lediglich die Angelegenheit beobachten lassen. Er wurde nicht weiter in die Angelegenheit hineingezogen und irgendwie muss man seine Kinder ja erziehen“, rechtfertigte sich mein Vater unangetastet. „Hätte ich geahnt, dass er dadurch zu Freiwild wird, hätte ich ihn natürlich bei mir behalten.“
„Was möchtest du uns damit sagen?“, erkundigte sich Belphegor schleppend. Sein Blick wandte sich mir zu und für einen Augenblick sah es so aus, als würde er mich anlächeln. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl herum und blickte dann wieder auf Mammon, der meinen Vater anstarrte.
„Mammon weiß was ich damit meine“, zischte mein Vater böse. „Er sollte sich gut überlegen, ob er seine Klage aufrechterhält, oder ich werde ihn zur Verantwortung ziehen.“
„Wie willst du das machen?“, erkundigte sich Mammon und beugte sich interessiert vor. „Du bist selbst Schuld, wenn du deinen genusssüchtigen Sohn auf die Erde schickst. Früher oder später wäre es ohnehin geschehen.“
„Mit Sicherheit nicht!“, behauptete mein Vater konsequent. „Kein Mensch hätte sich an ihn herangewagt!“
„Worüber redet ihr Beiden denn nun schon wieder?“, wollte Belphegor irritiert wissen. „Wenn ihr wollt, dass ich über eure Streitereien richte, solltet ihr mich auch einweihen. Ich dachte es geht darum, dass Beelzebub sich in deine irdischen Angelegenheiten eingemischt hat, wie so oft. Und jetzt geht es um seinen Sohn?“
„Seinen nicht einmal mündigen Sohn!“, stellte Mammon fest. „Er existiert noch nicht einmal. Also kann ich auch gar nichts gemacht haben… Es sei denn, du gibt’s zu, dass du ihn gegen das Gesetz auf die Erde hast gehen lassen, obwohl er eigentlich nicht einmal dein Reich verlassen darf.“
„Jeder von uns hat seine Söhne schon einmal vor ihrer Mündigkeit frische Luft schnuppern lassen“, wandte Belphegor schlichtend ein. Mammons dunkle Braue zuckte: „Wir reden jetzt nicht über deinen Sohn. Er ist fast mündig und mir ist egal, ob du ihn mit Asmodi herumhuren lässt. Es geht darum, dass er seinen nicht mal ansatzweise mündigen Sohn auf die Erde geschickt hat und eines meiner Opfer hat mit ihm einwickeln wollen. Ich hätte viel Leid über das Königreich bringen können und er hat meinen Plan absichtlich unterlaufen!“
„Ja, Leid und Armut!“, bestätigte Beelzebub ungeduldig. „Hast du vergessen, dass ich auch von Seelen lebe! Meine Sünde existiert nicht in Leid und Armut! Ich brauche Überfluss! Und das ist etwas, was deine Sünde dennoch nicht ausschließt!“
Ich gähnte herzhaft. Das sah ganz danach aus, als würde wieder einmal eine lange politische Diskussion über die Notwendigkeit der jeweiligen Sünde folgen. Belphegor wurde von meinem Gähnen angesteckt und winkte gebieterisch ab.
„Hatten wir diesen Streitigkeiten nicht schon einmal vorgebeugt, indem wir die Erdenzeit in Epochen eingeteilt haben?“, meldete er sich zu Wort „Wenn ich mich recht erinnere, ist in der Tat Mammons Epoche angebrochen. Beelzebub, ich verstehe ja, dass dir langweilig ist, aber so ist es nun einmal. Es sieht so aus, als müsste ich Mammon Recht geben. Du hast mal wieder übertrieben.“
Mein Vater machte ein mehr als unbefriedigten aber keinen überraschten Eindruck. Er gab sogar nach: „Nun gut, dann werde ich dem Menschenkönig eben wieder das Geld wegnehmen.“
„Das reicht nicht“, knurrte Mammon streng. „Ich wurde von einem Menschen mit einem Hohnlächeln bedacht. Allein dafür verdient er eine Strafe. Bleibt noch die Sache mit seinem Sohn. Eigentlich sollten wir in dieser Angelegenheit die Anderen auch noch einweihen.“
„Ich nehme an, die Anderen haben besseres zu tun, als sich mit euren ewigen Auseinandersetzungen zu beschäftigen“, stöhnte Belphegor verzagt. „Also Mammon, was schlägst du als Betroffener für eine Strafe vor?“
Auf Mammons Lippen bildete sich ein schmales Lächeln. Die Miene meines Vaters wurde starr. Belphegor hatte sich für ein altes Recht entschieden: Derjenige der das größte Leid erduldet hatte, durfte das Urteil über den Schuldigen fällen, der Richter orientierte sich dann daran und durfte es höchstens noch etwas mäßigen. In der Hölle war dies eine gängige Methode, auch wenn die Strafen hart waren, die damit erteilt wurden. Eigentlich war es ein Recht, dass eher der Vorbeugung dienen sollte.
„Ich bekomme ihn!“, grinste Mammon und zum ersten Mal während der Verhandlung blitzten mich seine Augen besitzergreifend an.
„Niemals!“, knurrte mein Vater erbost und stellte sich vor mich. Ich war zu aufgewühlt um etwas zu empfinden. Der Richter schnaubte nachdenklich vor sich hin, ehe er über das endgültige Urteil entschied. Er räusperte sich gewichtig: „Zur Bereinigung der Angelegenheit entscheidet das Gericht, dass Beelzebub seine Taten auf der Erde rückgängig macht und sich zurückzieht, bis seine Zeit wieder gekommen ist. Außerdem wird Lix Tetrax, sein Sohn, den er fahrlässig behandelt hat, innerhalb einer Frist von sieben Jahren in die Dienste von Mammon gestellt, auf dass der die Erziehung des Jungdämonen gewissenhafter in die Hand nehmen soll. Dabei werde ich ein Auge auf den Kleinen haben, falls du ihn nicht gut behandelst, Mammon. Das Recht hat gesprochen.“
„Du kannst nicht meinen Kleinen in die Hände dieses…“, ein unartikulierter Fluch drang aus den Mund meines Vaters und seine Hände gruben sich hütend in meine Schultern. Belphegor zuckte mit den Schultern: „Du hast doch wahrhaft genug Söhne, an denen du dich erfreuen kannst, mein Freund. Lass Mammon doch den Spaß mit dem einem, wo er doch nur einen Nichtsnutzigen hat.“
„Aber er ist mein Jüngster!“, empörte sich Beelzebub laut. „Und Mammon… Dieser… Er hat…“
Grinsend hatte sich Mammon uns genähert und löste mit eisigen Händen den Griff meines Vaters von meinen Schultern. Ihre Blicke maßen sich. Dann gab mein Vater plötzlich irritiert nach.
„Ich werde gut für ihn sorgen“, versicherte Mammon mit seiner heiseren Stimme. „Es wird ihm an nichts fehlen.“
„Wehe wenn doch!“, knurrte mein Vater gefährlich leise. „Er ist mein Lieblingssohn. Wenn es ihm schlecht ergeht, werde ich es erfahren und nehme ihn dir wieder weg. Recht hin oder her.“
„Kein Grund zur Sorge“, spottete Mammon kühl und nahm meine Hand. „Er gehört jetzt mir für sieben Jahre und ich werde ihn nicht aus den Augen lassen, so wie du es getan hast.“
Damit zog er mich mit sich fort. Meine Füße trugen mich freiwillig in seine Richtung. Mein Vater warf mir einen letzten Blick zu, dann wandte er sich an Belphegor: „Kinder werden viel zu schnell erwachsen.“
„Tja, es hat ja keinen Sinn, sie länger als nötig an sich zu binden“, stimmte der zerstreut zu. Dann verließ ich auch schon mit Mammon zusammen die Hallen. Unsicher sah ich zu ihm auf. Aus leicht verengten Augen blickte Mammon auf mich herab. Um seine Mundwinkel lag ein unbestimmtes Lächeln: „Also, wo waren wir stehen geblieben? Du bist doch sicherlich noch nicht satt, oder?“
Ich strahlte ihn erlöst an. Er schien mir wirklich nicht böse zu sein. Schnell schüttelte ich den Kopf und ließ mich von seinen Armen geleitet in sein Reich tragen.